Haugtussa Jugendmusiktheater

Haugtussa Präsentation

Das Projekt HAUGTUSSA beinhaltet die musikdramatischen Übersetzung der Geschichte Haugtussa von Arne Garborg und deren Uraufführung. Gleichzeitig wird die mystische Landschaft von Jæren im Südwesten Norwegens musikalisch dargestellt. Die ländliche Umgebung, steinig, mystisch und karg, wird mit verschiedenen Perkussionsinstrumenten, Harfen, Flöten und Gesang zum Leben erweckt. Das eigens für das Projekt komponierte und arrangierte Klangmaterial reicht von neuen Arrangements von Haugtussa-Vertonungen von Edvard Grieg und Catharinus Elling über zeitgenössische Lieder von Ketil Bjørnstad bis hin zu freier Improvisation. So wird ein Klangteppich gewebt, um Landschaft, Kühe und Schafe und die überall lauernde und lockende Trollwelt hörbildlich darzustellen.

Auf diese Weise entsteht eine Musikerzählung mit gesungener und perkussiver Poesie, zeitgenössische Arrangements für Harfe, verschiedene Flöten und mehrere Schlaginstrumente runden das Klangerlebnis ab.
Die Komposition spiegelt auch das Seelenleben der Hauptfigur, dem Mädchen Veslemøy, und ihre mutige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens wider.

Der ländliche Raum um Freiburg herum bildet für diese musikalisch-performative Geschichte einen wichtigen Resonanzraum, da er eine direkte Analogie zur Bedeutung der norwegischen Landschaft in der Geschichte darstellt.

 

Kooperationspartner des Projekts:

E-Werk Freiburg, NORLA Oslo, LAFT BW, Garborgsenter Time Kommune, Musikschule Wels, Theater Ansbach.

Das Haugtussa Kollektiv (Vande Ginste/Hollerbach/Braun), Martje Vande Ginste, Juliane Hollerbach, Atischeh Hannah Braun, Sängerinnen, zusammen mit Konstanze Ihle (Perkussion), Klangkuss aus Wien mit Angela Stummer-Stempkowski (Harfe) und Karin Hageneder (diverse Flöten), so wie Roman Babler, Arrangements, Kompositionen.


Was ist geworden aus Veslemøy?

Ich kenne mich nicht. Es war nicht so.

Ich ging hier sicher und tollte und sprang

und ich wusste so gar nicht: der Tag war lang.


Es kommt mir vor, wie in einem Traum.

Denk ich an die Zeit, begreif ich sie kaum.

Folg ich dem gleichen Weg, seh ich das gleiche Feld,

so ist's doch, als sei's eine andere Welt...

Kapitel XI

Den store strid

Kor hev det seg?

In der Johannisnacht


Sommerregen, warmer Regen

tropft aus sanftem Schleier-Himmel,

besänftigt selig die sengende Luft,

befeuchtet lind den spröden Boden.

Tropft und rieselt gut und lange;

tränkt die Erde, sättigt den Frühling;

endet nach getaner Arbeit

mild und ruhig gegen Abend.

Und es öffnen sich und atmen

Blüte, Blatt und alles Leben,

Gras, Gestrüpp und frische Heide,

Gagelstrauch und welkes Dreiblatt.

Alles öffnet sich und atmet

und verströmt die warme Seele

weit in abertausend Düften,

tausend frischen, feinen Düften, –

die die Luft wie Balsam füllen.

Und ihr klarer Schleier hüllt sich

um die Erde, der gewebt ist

ganz aus Leben, Wärme, Liebe

wie der leichte Seidenschleier

um die runde, weiche Brautbrust.


Veslemøy treibt ihre Herde

still inmitten runder Hügel

nördlich um den schwarzen Bergsee.

Dessen Ufer sind umwuchert

dicht mit dunklem Moos und Flechten.

Wollgras wächst und Beerenwurzeln;

steil, gefährlich ist die Böschung,

denn da unten auf dem schwarzen,

tiefen, saugenden Morastgrund,

schläft ein langer, dicker Lindwurm.

Doch am Berg die Tiere grasen,

knabbern junge Heidetriebe;

Lämmchen tanzen rings im Kreise,

saugen Milch bei ihren Müttern.

Und der reine Sommerabend

legt sich sanft auf alle Matten,

und der helle warme Abend

alles hüllt in Dunst und Dämmrung – 

bis das Strickzeug ihr entgleitet,

Veslemøy schweift selbstvergessen,

in gedankenlosem Denken,

schauend, träumend, ganz versunken;

sieht das Leben in der Landschaft,

sieht das Wache zwischen Steinen,

sieht auf wunderschönen Matten

eine Wunderherde grasen.

Sieht die blauberockte Huldre,

feinen Silberschmuck am Busen,

dort am Fuß des Hanges sitzen,

Salz für ihre Kühe streuen.

Sie erhebt sich, lockt die Tiere,

und ihr Haar umwallt die Schultern;

Sieh, die Herde kommt, umkreist sie,

und der Zug trabt Richtung Berge.

Kuh um Kuh und hintan trottet

groß der alte Bulle Dimmeld.

´S scheint wie eine Reihe Schatten

vor dem hellen Abendhimmel.


                      * 

Ausgelöscht das Licht des Tages;

grau verblassen alle Wolken.

Die Welt liegt da in Traum und Klängen,

und ein Lied tönt in den Abend:

 

                  *

Lang genug warn ihr und ich

drin im dunklen Stalle;

zu der Alpe ziehn wir nun,

unterm Skareberge.

Kommt nur, kommt nur, Kühe mein!

Kühl ist es am Skare-Hang.

 

Kuh-Såta

Kuh-Såta

Grün wächst am Hang das Futter.

Kommt Kühe!

Kommt Tiere!

Kommt Dimmeld und Dros

und Randeliros

zur Nacht!

 

Unter Nordan-ås ist’s gut,

drin im Huldre-Garten.

Lang ist dort die bergende Nacht,

kurz die lichthellen Tage.

Und in den Bergen frisch und kalt

gibt’s Schutz vor Übel und Gewalt.

 

Wenn um Ås die Nebel steigen,

jeden Sonnenstrahl verjagen,

ziehen wir nach Belieben umher

und wir haben gute Tage.

Wolken und Nebel überm Hang, –

da ist der Huldre niemals bang.



 

Oft singt da zur kühlen Nacht

der Riese mir ein Ständchen,

verspricht mir seinen ganzen Berg,

wenn ich ihm reich mein Händchen.

Doch niemals froh ich werden kann,

mit diesem Riesen-Troll als Mann.

 

Die Huldre geht in Liebesschmerz,

muss in Sehnsucht brennen

für den Mann des hellen Tags,

den sie nie wird kennen.

Gerne gäb ich Seel und Leib,

um zu sein sein treues Weib.

 

Die Sonne steigt, die Sonne sinkt;

der Winter kommt und endet;

ohne Brautbett, ohne Freund

ziellos streift die Huldre.

Bitter brennt der Liebesschmerz,

kein heller Mann gewinnt ihr Herz.

 

Kuh- Såta!

Kuh- Såta!

Grün wächst am Hang das Futter.

Kommt Kühe!

Kommt Tiere!

Kommt, zieht mit mir

auf dem ziellosen Weg

zur Nacht!

 

aus: HAUGTUSSA von Arne Garborg

Übertragen von Martje Vande Ginste und Juliane Hollerbach

Leipziger Buchmesse 2024

Unsere Performance in der Grieg-Begegnungsstätte war ein Erfolg.


Wir haben dort auf Einladung von NORLA das Manuskript unserer deutschen Erstübertragung des Meisterwerks von Arne Garborg in einer Lesung mit Musik vorgestellt.


Unser Dank gilt Christoph Siems für den herzlichen Empfang in der Grieg-Begegnungsstätte! Es war eine Ehre, Griegs Musik und Garborgs Text in diesem geschichtsträchtigen Raum erklingen lassen zu können.


Es folgten auf der Messe viele inspirierende Gespräche. Wir wurden bei der Suche nach einem Verlag für unsere Übertragung von NORLA und Inger Undheim vom Garborgsenter tatkräftig unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar!


Nun haben wir vielversprechende Perspektiven für unsere Übertragung, die die Basis bildet für unser für den kommenden Herbst geplantes Jugendmusiktheater.


Wir werden Sie auf der Website über die Entwicklungen informieren.


Programm anschauen

Brechts Hus

Vom 24. November bis zum 15. Dezember 2023  haben wir im BRECHTS HUS auf Svendborg am letzten Schliff für die Übersetzung des Haugtussa Buches gearbeitet, auf der unser musikalisches Hörspiel, sowie unser Musiktheaterstück aufbauen wird. Das letztere wird im November 2024 zum 100. Todestag des norwegischen Autors Arne Garborg in Freiburg uraufgeführt. 

 

Fast 130 Jahre nach seinem Erscheinen wollen wir Arne Garborgs Meisterwerk endlich für das deutsche Publikum zugänglich machen. 

Im Zuge dessen entsteht auch die gedruckte Ausgabe unserer vollständigen deutschen Übertragung von Haugtussa, die tatsächlich bisher nie als Ganzes ins Deutsche übersetzt wurde. 

 

Es war sehr schön für einige Wochen in dieser geschichtsträchtigen und inspirierenden Atmosphäre sein und arbeiten zu dürfen. Wir haben uns hier willkommen und geborgen gefühlt.


Wir drei Kolleginnen vom Haugtussa Kollektiv haben alle eine tiefe Verbindung zu Brechts Werken, die wir im Laufe unserer Bühnenkarrieren schon oft als Lieder, Theaterstücke und Gedichte auf die Bühne gebracht haben. Für 2025 planen wir übrigens ein gemeinsames literarisch-musikalisches Brechtprojekt…