Haugtussa Jugendmusiktheater
Haugtussa Presse
Am 15. und 16. November 2024 brachten wir unser Musiktheater auf die Bühne in der ausverkauften Lokhalle in Freiburg.
…Und so taucht man fast zwei Stunden lang in eine Traumwelt
voll Naturmystik und seltsamer Wesen, vor allem aber in existentielle Gefühle, die so fremd gar nicht sind. Eine mutige Heldin auf ihrem Weg, das gibt es selten im Märchen – und so wünscht man Haugtussa noch viele Vorstellungen.
M. Klötzer, Badische Zeitung, 18.11.2024
…Arne Garborg hat 1895 mit ‚Haugtussa‘ ein Stück Nationalliteratur geschaffen. Mit Henrik Ibsens ‚Peer Gynt‘ teilt es die Selbstverständlichkeit, dass es jenseits der Rationalität noch eine andere Welt geben muss.
Für das vielköpfige Haugtussa Kollektiv ist die Auseinandersetzung mit dem Stoff so etwas wie ein Gesamtkunstwerk geworden, das vor gut vier Jahren seinen Anfang nahm.
…dieses Stück Literatur auf die Bühne gebracht zu haben, ist ein wirklicher Verdienst.
A. Hoffmann, Kultur Joker im Dezember 2024
Leipziger Buchmesse 2025
Auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse, bei der Norwegen das offizielle Gastland war, präsentierten wir mit großer Freude unsere beiden aktuellen Publikationen: die erste vollständige deutsche Übertragung von Haugtussa (Arne Garborg) bei Edition Rugerup sowie die Sonderausgabe des Liederzyklus Haugtussa, op. 67 von Edvard Grieg, bei Faber Music (Edition Peters).
Beide Werke wurden mit großem Interesse aufgenommen und erhielten viel Zuspruch. Es war eine besondere Erfahrung, mit so vielen Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten und die Begeisterung für die poetische und naturmystische Welt von Haugtussa zu teilen.
Die Präsentationen erfolgten in vielfältiger Form – durch Lesungen, moderierte Konzerte sowie szenische Ausschnitte aus unserem Musiktheater Haugtussa. So wurde die Verbindung von Lyrik, Musik und Bühne lebendig erlebbar.
Besondere Aufmerksamkeit erhielten auch die Illustrationen: Haugtussa ziert ein atmosphärisches Landschaftsbild aus Jæren der norwegischen Fotografin Kristin Døvle, Ljosnande Morgon, Leuchtender Morgen während die neue Notenausgabe von Faber Music das Werk Lovers von Edvard Munch schmückt – eine eindrucksvolle Verbindung von Literatur, Musik und bildender Kunst.
Beide Publikationen enthalten exklusives Zusatzmaterial: ausführliche Hintergrundinformationen, ein erläuterndes Nachwort, ein Glossar zu den vielfältigen naturmystischen Wesen aus Haugtussa sowie Audiomaterial (Aussprachehilfen für die Lieder, sowie die Aufnahme der Lieder durch Martje Vande Ginste und Jens Wollenschläger) zum Download.
Haugtussa ist mehr als ein Gedichtepos – es ist zugleich Bildungsroman und lyrisches Meisterwerk des norwegischen Autors Arne Garborg aus dem Jahr 1895. Dieses herausragende Werk inspirierte Edvard Grieg zu seinem Liederzyklus Opus 67, einem musikalischen Höhepunkt nordischen Musikschaffens.
Mitgewirkt haben aus dem Haugtussa Kollektiv:
Jens Wollenschläger – Klavier
Juliane Hollerbach – Übertragung, Rezitation, Gesang, Schauspiel
Konstanze Ihle – Perkussion, Rezitation
Angela Stummer-Stempkowski – Harfe, Rezitation
Rune Wittelmann – Schauspiel, Rezitation
Inger Undheim – Einleitende Moderation
Martje Vande Ginste – Übertragung, Gesang, Rezitation, Herausgeberin, Script
Arne Garborgs
Haugtussa Erzählung, 1895
Aus dem Neunorwegischen (Nynorsk) von
Martje Vande Ginste und Juliane Hollerbach.
Mit einem Glossar von den Übersetzerinnen und einem Nachwort von
Martje Vande Ginste
Arne Garborg (1851-1924) ist bis heute einer der wichtigsten norwegischen Schriftsteller. Sein Gedichtzyklus Haugtussa (1895) erzählt die Geschichte von Veslemoy, einer jungen Hirtin mit seherischen Fähigkeiten, und spiegelt Garborgs tiefe Verbunden- heit mit der norwegischen Natur wider. Das Werk unterscheidet sich deutlich von seinen früheren, eher naturalistischen Werken.
Haugtussa ist ein einzigartiger Gedichtzyklus und zeitloser Bildungsroman, in dem Garborg Veslemoys inneres Erwachen und ihre existenziellen Kämpfe inmitten der mystischen Landschaftskulisse Jærens schildert. Die junge Heldin hat dank der genialen Komposition Haugtussa, op. 67 von Edvard Grieg internationale Bekanntheit erlangt. Obwohl Garborgs Romane und Essays im deutschsprachigen Raum sehr angesehen waren, hat es 130 Jahre gedauert, bis sein persönlichstes Buch mit der vorliegenden Ausgabe vollständig ins Deutsche übertragen wurde.
Haugtussa sticht durch große Originalität in Form und Sprache hervor. Gerade diesem Einfallsreichtum haben wir versucht, Rechnung zu tragen. Wie Arne Garborg selbst haben auch wir uns bei der Übertragung der Gedichte sämtlicher poetischer und musikalischer Stilmittel bedient, vom Stab-, Binnen-, Schlag- und Endreim über Alltagssprache mit Abkürzungen bis hin zu gehobener Sprache und sprachlichen Neuschöpfungen. Da die Sprache Garborgs, der selbst ein hervorragender Musiker war, sehr klangreich und musikalisch ist, ist es selbstredend, dass wir versuchen, uns ihr ebenfalls mit musikalischen, tänzerischen und rhythmischen Mitteln zu nähern.
Martje Vande Ginste und Juliane Hollerbach

Haugtussa Kollektiv
Wir haben im Sommer mit unserer Verlegerin Margitt Lehbert (Edition Rugerup) und mit unserer Komponistin Konstanze Ihle an der Konzeption des Haugtussa Hörbuchs gearbeitet.
August 2025
Das Haugtussa Kollektiv wurde 2021 gegründet und vereint Künstler:innen aus Deutschland, Belgien, Norwegen, Island und Österreich. Gemeinsam teilen sie die Begeisterung für Arne Garborgs poetischen Zyklus Haugtussa und Edvard Griegs gleichnamigen Liederzyklus, op. 67. Ziel des Kollektivs ist es, den deutschsprachigen Kulturraum mit dieser eindrucksvollen, lyrischen Geschichte zu bereichern.
In 2024 feierte das Musiktheater Haugtussa Premiere in der Lokhalle in Freiburg.
In 2025 wurden unsere deutsche Gesamtübertragung des Buches (Edition Rugerup), sowie die erweiterte Notenausgabe von Haugtussa, op. 67 (Edition Peters / Faber Music) auf der Buchmesse in Leipzig mit Konzerte und Lesungen vorgestellt.
Bilder © Frank Kloten
Haugtussa Präsentation
Das Projekt HAUGTUSSA beinhaltet die musikdramatischen Übersetzung der Geschichte Haugtussa von Arne Garborg und deren Uraufführung. Gleichzeitig wird die mystische Landschaft von Jæren im Südwesten Norwegens musikalisch dargestellt. Die ländliche Umgebung, steinig, mystisch und karg, wird mit verschiedenen Perkussionsinstrumenten, Harfen, Flöten und Gesang zum Leben erweckt. Das eigens für das Projekt komponierte und arrangierte Klangmaterial reicht von neuen Arrangements von Haugtussa-Vertonungen von Edvard Grieg und Catharinus Elling über zeitgenössische Lieder von Ketil Bjørnstad bis hin zu freier Improvisation. So wird ein Klangteppich gewebt, um Landschaft, Kühe und Schafe und die überall lauernde und lockende Trollwelt hörbildlich darzustellen.
Auf diese Weise entsteht eine Musikerzählung mit gesungener und perkussiver Poesie, zeitgenössische Arrangements für Harfe, verschiedene Flöten und mehrere Schlaginstrumente runden das Klangerlebnis ab.
Die Komposition spiegelt auch das Seelenleben der Hauptfigur, dem Mädchen Veslemøy, und ihre mutige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens wider.
Der ländliche Raum um Freiburg herum bildet für diese musikalisch-performative Geschichte einen wichtigen Resonanzraum, da er eine direkte Analogie zur Bedeutung der norwegischen Landschaft in der Geschichte darstellt.
Kooperationspartner des Projekts:
E-Werk Freiburg, NORLA Oslo, LAFT BW, Garborgsenter Time Kommune, Musikschule Wels, Theater Ansbach.
Das Haugtussa Kollektiv (Vande Ginste/Hollerbach/Braun), Martje Vande Ginste, Juliane Hollerbach, Atischeh Hannah Braun, Sängerinnen, zusammen mit Konstanze Ihle (Perkussion), Klangkuss aus Wien mit Angela Stummer-Stempkowski (Harfe) und Karin Hageneder (diverse Flöten), so wie Roman Babler, Arrangements, Kompositionen.
Was ist geworden aus Veslemøy?
Ich kenne mich nicht. Es war nicht so.
Ich ging hier sicher und tollte und sprang
und ich wusste so gar nicht: der Tag war lang.
Es kommt mir vor, wie in einem Traum.
Denk ich an die Zeit, begreif ich sie kaum.
Folg ich dem gleichen Weg, seh ich das gleiche Feld,
so ist's doch, als sei's eine andere Welt...
Kapitel XI
Den store strid
Kor hev det seg?
In der Johannisnacht
Sommerregen, warmer Regen
tropft aus sanftem Schleier-Himmel,
besänftigt selig die sengende Luft,
befeuchtet lind den spröden Boden.
Tropft und rieselt gut und lange;
tränkt die Erde, sättigt den Frühling;
endet nach getaner Arbeit
mild und ruhig gegen Abend.
Und es öffnen sich und atmen
Blüte, Blatt und alles Leben,
Gras, Gestrüpp und frische Heide,
Gagelstrauch und welkes Dreiblatt.
Alles öffnet sich und atmet
und verströmt die warme Seele
weit in abertausend Düften,
tausend frischen, feinen Düften, –
die die Luft wie Balsam füllen.
Und ihr klarer Schleier hüllt sich
um die Erde, der gewebt ist
ganz aus Leben, Wärme, Liebe
wie der leichte Seidenschleier
um die runde, weiche Brautbrust.
Veslemøy treibt ihre Herde
still inmitten runder Hügel
nördlich um den schwarzen Bergsee.
Dessen Ufer sind umwuchert
dicht mit dunklem Moos und Flechten.
Wollgras wächst und Beerenwurzeln;
steil, gefährlich ist die Böschung,
denn da unten auf dem schwarzen,
tiefen, saugenden Morastgrund,
schläft ein langer, dicker Lindwurm.
Doch am Berg die Tiere grasen,
knabbern junge Heidetriebe;
Lämmchen tanzen rings im Kreise,
saugen Milch bei ihren Müttern.
Und der reine Sommerabend
legt sich sanft auf alle Matten,
und der helle warme Abend
alles hüllt in Dunst und Dämmrung –
bis das Strickzeug ihr entgleitet,
Veslemøy schweift selbstvergessen,
in gedankenlosem Denken,
schauend, träumend, ganz versunken;
sieht das Leben in der Landschaft,
sieht das Wache zwischen Steinen,
sieht auf wunderschönen Matten
eine Wunderherde grasen.
Sieht die blauberockte Huldre,
feinen Silberschmuck am Busen,
dort am Fuß des Hanges sitzen,
Salz für ihre Kühe streuen.
Sie erhebt sich, lockt die Tiere,
und ihr Haar umwallt die Schultern;
Sieh, die Herde kommt, umkreist sie,
und der Zug trabt Richtung Berge.
Kuh um Kuh und hintan trottet
groß der alte Bulle Dimmeld.
´S scheint wie eine Reihe Schatten
vor dem hellen Abendhimmel.
*
Ausgelöscht das Licht des Tages;
grau verblassen alle Wolken.
Die Welt liegt da in Traum und Klängen,
und ein Lied tönt in den Abend:
*
Lang genug warn ihr und ich
drin im dunklen Stalle;
zu der Alpe ziehn wir nun,
unterm Skareberge.
Kommt nur, kommt nur, Kühe mein!
Kühl ist es am Skare-Hang.
Kuh-Såta
Kuh-Såta
Grün wächst am Hang das Futter.
Kommt Kühe!
Kommt Tiere!
Kommt Dimmeld und Dros
und Randeliros
zur Nacht!
Unter Nordan-ås ist’s gut,
drin im Huldre-Garten.
Lang ist dort die bergende Nacht,
kurz die lichthellen Tage.
Und in den Bergen frisch und kalt
gibt’s Schutz vor Übel und Gewalt.
Wenn um Ås die Nebel steigen,
jeden Sonnenstrahl verjagen,
ziehen wir nach Belieben umher
und wir haben gute Tage.
Wolken und Nebel überm Hang, –
da ist der Huldre niemals bang.
Oft singt da zur kühlen Nacht
der Riese mir ein Ständchen,
verspricht mir seinen ganzen Berg,
wenn ich ihm reich mein Händchen.
Doch niemals froh ich werden kann,
mit diesem Riesen-Troll als Mann.
Die Huldre geht in Liebesschmerz,
muss in Sehnsucht brennen
für den Mann des hellen Tags,
den sie nie wird kennen.
Gerne gäb ich Seel und Leib,
um zu sein sein treues Weib.
Die Sonne steigt, die Sonne sinkt;
der Winter kommt und endet;
ohne Brautbett, ohne Freund
ziellos streift die Huldre.
Bitter brennt der Liebesschmerz,
kein heller Mann gewinnt ihr Herz.
Kuh- Såta!
Kuh- Såta!
Grün wächst am Hang das Futter.
Kommt Kühe!
Kommt Tiere!
Kommt, zieht mit mir
auf dem ziellosen Weg
zur Nacht!
aus: HAUGTUSSA von Arne Garborg
Übertragen von
Martje Vande Ginste und
Juliane Hollerbach
Leipziger Buchmesse 2024
Unsere Performance in der Grieg-Begegnungsstätte war ein Erfolg.
Wir haben dort auf Einladung von NORLA das Manuskript unserer deutschen Erstübertragung des Meisterwerks von Arne Garborg in einer Lesung mit Musik vorgestellt.
Unser Dank gilt Christoph Siems für den herzlichen Empfang in der Grieg-Begegnungsstätte! Es war eine Ehre, Griegs Musik und Garborgs Text in diesem geschichtsträchtigen Raum erklingen lassen zu können.
Es folgten auf der Messe viele inspirierende Gespräche. Wir wurden bei der Suche nach einem Verlag für unsere Übertragung von NORLA und Inger Undheim vom Garborgsenter tatkräftig unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar!
Nun haben wir vielversprechende Perspektiven für unsere Übertragung, die die Basis bildet für unser für den kommenden Herbst geplantes Jugendmusiktheater.
Wir werden Sie auf der Website über die Entwicklungen informieren.
Brechts Hus
Vom 24. November bis zum 15. Dezember 2023 haben wir im BRECHTS HUS auf Svendborg am letzten Schliff für die Übersetzung des Haugtussa Buches gearbeitet, auf der unser musikalisches Hörspiel, sowie unser Musiktheaterstück aufbauen wird. Das letztere wird im November 2024 zum 100. Todestag des norwegischen Autors Arne Garborg in Freiburg uraufgeführt.
Fast 130 Jahre nach seinem Erscheinen wollen wir Arne Garborgs Meisterwerk endlich für das deutsche Publikum zugänglich machen.
Im Zuge dessen entsteht auch die gedruckte Ausgabe unserer vollständigen deutschen Übertragung von Haugtussa, die tatsächlich bisher nie als Ganzes ins Deutsche übersetzt wurde.
Es war sehr schön für einige Wochen in dieser geschichtsträchtigen und inspirierenden Atmosphäre sein und arbeiten zu dürfen. Wir haben uns hier willkommen und geborgen gefühlt.
Wir drei Kolleginnen vom Haugtussa Kollektiv haben alle eine tiefe Verbindung zu Brechts Werken, die wir im Laufe unserer Bühnenkarrieren schon oft als Lieder, Theaterstücke und Gedichte auf die Bühne gebracht haben. Für 2025 planen wir übrigens ein gemeinsames literarisch-musikalisches Brechtprojekt…








